Das Mekka des Adrenalinkicks

Queenstown, einen krasseren Gegensatz zur Ruhe und Abgeschiedenheit der Catlins kann man sich in Neuseeland kaum suchen. Hier findet die/der Abenteuerlustige jegliche bekannte und unbekannte Extremsportart, wie Flying Foxes & Swing, Climbing, Abseiling, Canyoning, Rafting, River Surfing, Skydiving, Hanggliding, Mountaineering im Winter und vieles mehr. Hier wurde das Bungy Jumping von A.J. Hackett erfunden. Hier pulsiert das Leben in den Straßen. Hier gibt es original italienisches Eis und einen Burgerladen (Fergburger), an dem die Hungrigen Tag und Nacht Schlange stehen. Hier kann man viel Geld loswerden.

Wir waren das letzte Mal vor 12 Jahren in Queenstown um von dort unseren 5-tägigen Milford Track anzutreten und hatten die Stadt als klein und beschaulich in Erinnerung. Das hat sich komplett geändert, Queenstown hat 20%ige Zuwachsraten und ist sowohl im Sommer als auch im Winter ein sehr begehrtes Ausflusgziel. Der Flughafen wird sogar von Maschinen aus Australien angeflogen. Queesntown liegt auf 358m am malerischen Lake Wakatipu am Rande der Neuseeländischen Alpen auf der Südinsel und bietet somit optimale Bedingungen für die Sportfreaks.

Die Anfahrt entlang des Lake Wakatipu ist äußerst malerisch. Wir erreichen die Stadtzone und sind sofort inmitten des Trubels. Das Publikum hier ist deutlich jünger als in anderen neuseeländischen Touristenzentren. Unsere Backpacker Unterkunft, die gemäß der Bewertung im BBH Katalog gut sein soll, liegt fußläufig zum Zentrum und trotzdem einigermaßen abseits. Wir finden uns hier zwischen Adrenalinjunkies wieder, die scheinbar in der Zeit, in der sie keinen Kick bekommen, vor ihren digitalen Geräten hängen, die ganze Nacht Computerspiele zocken oder Musik hören und viel Alkohol konsumieren. Wie es scheint haben sich hier (Teilzeit-)Aussteiger aus der ganzen Welt versammelt um dem konservativen Arbeiten oder Lernen zu entfliehen und einfach jede Menge Spaß zu haben. Mich faszinieren und deprimieren diese jungen und manchmal auch schon etwas älteren Leute gleichermaßen. Wahrscheinlich sind sie noch auf der Suche nach ihrer Bestimmung.

Wir bummeln also in die City, wieder einmal bei herrlichem Sonnenschein und hohen Temperaturen, und verschaffen uns bei einem leckeren Eis einen Überblick. Anna hat für den nächsten Tag Ziptrek gebucht und so überlegen wir schon einmal, ob wir gemeinsam mit der Gondel hochfahren oder den steilen Aufstieg in Kauf nehmen. Als wir den Preis für die Gondelfahrt erfahren, entscheiden wir uns spontan für das sportliche Programm. Am kleinen Seestrand schauen wir dem bunten Wassersporttreiben zu und lassen uns von den Gauklern verzaubern.

Der Gang ins Bad am nächsten Morgen führt vorbei an vielen leeren Wein- und Bierflaschen sowie dreckigen Tischen. Manchmal ist das Backpacker Dasein abstoßend. Immerhin ist das Bad sauber, das Frühstück lecker und das Wetter schön;-) Wir erklimmen die Bergstation auf dem Bob's Peak und werden mit einer traumhaften Aussicht belohnt. Nach einer kleinen Stärkung machen wir uns auf zur Ausgangsplattform für den Ziptrek, erledigen die Formalitäten und schon hängt Anna in einem sicheren Geschier am Seil und lässt sich durch den Wald den eben erklommenen Hang mit lautem Gejuchze hinuntergleiten. Vier Plattformen steuert sie an bevor sie strahlend den Weg wieder hinaufkommt, während Horst und ich im sicheren Liegestuhl von der Sonne bestrahlt auf sie warten. Horst möchte den steilen Berg nicht hinabsteigen und gönnt sich eine Gondelfahrt. Anna und ich kraxeln hinab und schauen den anderen Ziptrekern zu.


Bevor wir am nächsten Tag Queenstown und das bunte Treiben verlassen, machen wir noch einen Halt an der Quelle des Abenteuertourismusses, an der Kawarau Bridge, wo sich wie am Fließband einer nach dem anderen in die Tiefe stürzt, gehalten durch ein Gummiseil. Schlappe 195 NZ$, also rund 150 Euro kostet das Vergnügen bzw. Unvergnügen, das nur einen Sekundenbruchteil dauert. Aber natürlich macht es sich auf Facebook, Youtube und Konsorten gut, als besonders mutig zu erscheinen. Uns ist unsere Gesundheit wichtiger. Wir sehen fasziniert zu, wie manche schnell, manche nur nach großer Überwindung von der Plattform springen und investieren das hier gesparte Geld lieber in ein leckeres Essen oder einen guten Wein in einer ruhigeren Gegend.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Überfahrt und Taupo auf der Nordinsel

Stewart Island - Die Insel der Kiwis

Der Westen der Nordinsel: Opunake und Whanganui