Abwechslung im Urlaubsalltag

Heute in genau zwei Wochen betreten wir wieder deutschen Boden. Wir können kaum fassen, dass unser halbes Jahr Auszeit schon vorbei sein soll. Das nach wie vor sommerliche Wetter in Neuseeland macht uns den Abschied auch nicht gerade leicht. Was ich jedoch nicht für möglich gehalten hätte, ich habe tatsächlich die Nase voll vom Urlauben und sehne mich nach einer sinnvollen Beschäftigung;-)

Das führte in den letzten Wochen dazu, dass ich mich handwerklich ein wenig betätigt und nach einem ehrenamtlichen Job gesucht habe. Beides ist im Land der leidenschaftlichen Hobby-Heimwerker und Künstler - Ergebnis siehe Fotos - sowie engagierten Helfer leicht möglich. Ich habe in einer Statistik von 2008 einen Ländervergleich des ehrenamtlichen Einsatzes gefunden. Ergebnis: Der Anteil der Bevölkerung, der in 2008 ehrenamtliche Arbeit geleistet hat, betrug in den USA 41,9%, dicht gefolgt von Neuseeland mit 41,53%. Deutschland liegt mit 22,72% unter dem OECD Durchschnitt von 23,78%. Dementsprechend war es auch leicht, in Nelson eine "Volunteer Agency" zu finden, die Ehrenamtsgesuche und -angebote vermittelt. Die Jobs reichen von Sozialarbeit über Unkraut zupfen und Fallen aufstellen in Nationalparks bis hin zur Unterstützung bei Sportveranstaltungen und Kunstprojekten. Gesucht werden alle möglichen Fähigkeiten. Ich habe mich auf der entsprechenden Internetplattform registriert und konnte sofort unter zahlreichen Jobangeboten auswählen. Und was mache ich bzw. wir nun - denn Horst habe ich gleich mitverpflichtet;-)?

Zusammen waren wir bei einem "Orientation Training" für ein Naturschutzgebiet, das in Nelson entstehen soll, das Brook Waimarama Sanctuary. Da gerade der Zaun, der alle ungebetenen Nager (Possums, Ratten, Mäuse, Marder etc.)  fernhalten soll, gezogen wird, ist die Arbeit in dem 715 Hektar großen Gelände, einem ehemaligen Wasserstaubecken mit schönen Wanderwegen, eingeschränkt. Horst und ich sind im Event-Team und hatten bis jetzt zwei Einsätze. Bei einem Volunteer-Meeting in der letzten Woche haben wir uns um die Registrierung der Ehrenamtler und spätere Versorgung mit Tee und Kaffee gekümmert. Und gestern wurden wir spontan an einem Promotionstand auf dem Farmers Market in Nelson eingesetzt, um Flyer zu verteilen. Denn am 22. März ist Tag der offenen Tür im Besucherzentrum des angehenden Naturschutzgebietes. Leider sind wir dann schon auf dem Weg nach Wellington, sonst hätten wir dort natürlich auch geholfen.

Ich habe zudem einen Minijob in einer öffentlichen Kunstgalerie gefunden. Zwei bis drei Stunden in der Woche unterstütze ich Donna, ebenfalls eine ehrenamtliche Mitarbeiterin, dabei, ein Skateboard Kunstprojekt für Jugendliche mit anschließender Ausstellung zu organisieren, das zum zweiten Mal stattfindet. Donna ist Künstlerin und hat viele tolle Ideen. Was ihr allerdings fehlte, war die Strukturierung der Ideen und das Aufstellen eines Projektplans. Hier konnte ich gut meine Erfahrungen sowohl in der Eventorganisation als auch im Marketing und Coaching einbringen. Das Ergebnis ist trotz der Kürze der Zusammenarbeit super, da Donna für die kommenden Wochen und Monate nun einen Leitfaden und Fahrplan hat. Sie ist total begeistert und möchte die Zusammenarbeit via E-Mail und Skype fortführen. Und ich habe richtig Spaß daran, dass meine Unterstützung so wertgeschätzt wird und freue mich schon auf den Bericht und die Bilder von der Ausstellung:-).

Eine weitere Beschäftigung, die uns gereizt hätte, zu der wir nun leider aber nicht mehr kommen, ist das "Wwoofen". WWOOF bedeutet World-Wide Opportunities on Organic Farms und ist ein weltweites Netzwerk, das von der Idee getragen wird, Menschen zusammenzubringen, die einen naturverbundenen Lebensstil auf dem Land führen oder aktiv kennenlernen wollen. Freiwillige Helfer unterstützen in erster Linie Bio-Bauernhöfe oder Selbstversorger und erhalten im Gegenzug Unterkunft und Verkostung für ihre Dienste. Die Organisation wurde 1971 in England von Sue Coppard gegründet. Insgesamt nehmen mehr als 6.000 ökologische Bauernhöfe in 100 Ländern am Programm teil. Schätzungen zufolge sind weltweit mehr als 90.000 Menschen Mitglieder in WWOOF-Organisationen. Derzeit haben 60 Länder eine nationale WWOOF Organisation, darunter auch Deutschland. (Quelle: Wikipedia) In Neuseeland ist das Programm sehr beliebt und hat sich mittlerweile auch auf Öko-Läden und -Cafés sowie Öko-Touren und Communities ausgeweitet. In der Regel ist hier ein Wwoofer ein bis drei Wochen bei einem Einsatz bevor er zum nächsten wechselt.

Unser amerikanischer Freund Louie, der uns vom 15. bis 23. Februar an unserem jetzigen Standort besuchte, hat auf diese Weise das Land, die Leute und das Leben hier kennengelernt. Angefangen hat er bei einem Eco-Tour-Anbieter im Tongariro Nationalpark, dann folgte ein Weinbauer in Martinborough bevor er uns besuchte. Wir haben ihn zu einer traumhaften Lodge an den Lake Brunner gebracht, wo er seinen nächsten Einsatz hatte. Die Arbeitszeit beträgt in der Regel 4 bis max. 6 Stunden. Die Arbeit beschränkt sich zumeist auf einfache Tätigkeiten im Garten oder Haushalt, da man in der kurzen Zeit natürlich niemand wirklich anlernen kann. Alle Wwoofer, die wir gesprochen haben, sind sowohl von den Gastgebern als auch von den Tätigkeiten begeistert. Häufig sind sie natürlich in sehr abgelegenen Gegenden bei Selbstversorgern untergebracht. Doch die "mobilfunk- und WLAN-freie Zeit" scheint allen gut zutun. Wir haben uns nun vorgenommen, diese günstige und zugleich abwechslungsreiche Art des Reisens zunächst in Deutschland und dann bei unserem nächsten Neuseeland-Aufenthalt zu testen. Dort ergeben sich bestimmt interessante Inhalte für einen weiteren Blog;-)



Kommentare

  1. Wir wünschen Euch einen guten und sichern Heimflug.
    Genießt noch die tollen Sonnenstunden am Meer.
    Alles Gute
    Bernd und Roland

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