Stewart Island - Die Insel der Kiwis

Unser fünfter Aufenthalt in Neuseeland führt uns endlich mal auf die dritte Hauptinsel des Landes, Stewart Island. 93 Prozent dieser Insel, die 1680 km² umfasst, ist Naturschutzgebiet. Ganze 600 Einwohner*innen leben im einzigen Ort Oban. Kein Wunder also, dass hier mittlerweile rund 25.000 Kiwis in freier Wildbahn zu finden sind und sich Albatrosse und die seltenen Gelbaugenpinguine an den Küsten tummeln. Rund um Stewart Island gibt es zudem viele kleinere Inseln. Bekannt ist die Insel vor allem für die vielen Regentage, was Touristen in der Regel abschreckt. Daher waren wir erstaunt, dass wir vier Wochen vorher kaum eine Unterkunft fanden. Schließlich hatten wir Glück und bekamen noch zwei Nächte in einem schönen (bezahlbaren) Appartement mit kompletter Ausstattung und einem tollen Blick auf die Halfmoon Bay.

Ankunft in Oban

Am frühen Morgen nehmen wir die erste Fähre von Bluff über die Foveaux Strait – eine sehr bewegte Meerenge. Glücklicherweise hat sich das Wetter gebessert und das Meer sieht ruhig aus. Dennoch nehme ich vorsichtshalber eine Tablette. Das hat sich als hilfreich erwiesen, denn die Dünung ist dann doch recht hoch und die kleine Fähre schaukelt ganz ordentlich auf den Wellen. Eine Stunde später kommen wir am kleinen Hafen von Oban an. Die Sonne scheint zwar, aber es ist recht kühl und kaum betreten wir Festland geht auch schon ein heftiger Schauer auf uns nieder. Wir werden von Fiona abgeholt, die sich im Auftrag der Besitzer unseres Appartements um die Verwaltung und die Gäste kümmert. Sie erklärt uns direkt, wo was in dem überschaubaren Ortskern zu finden ist und fährt mit uns eine Runde durch fast alle Straßen, damit wir einen Überblick bekommen. Schließlich geht es einen steilen Hang hinauf zu einem großen Haus, in dessen Untergeschoss unser Appartement ist. Fiona weist uns ein und wir fühlen uns direkt wohl. Um uns herum singen Tuis und Bell Birds um die Wette.




Ein Zaungast beim Abendessen

Da sich Sonne und Wolken abwechseln, machen wir einen zweistündigen Rundweg, der uns zu zwei weiteren Buchten und durch dichten Busch führt. Es geht steil bergauf und bergab, flache Stücke gibt es hier nicht und ich bin froh, dass ich meine Wanderstöcke dabeihabe. Zum Abendessen kommt uns ein Kaka – neuseeländischer Papagei – besuchen. Er scheint zu wissen, um welche Uhrzeit es was bei den Touris zu holen gibt. Wir füttern ihn natürlich nicht, amüsieren uns aber köstlich über seine Annäherungsversuche.

Nächtliche Bootstour mit Kiwi-Wanderung

Der nächste Tag ist sehr wechselhaft und da wir für abends eine Kiwitour gebucht haben, lassen wir den Tag entspannt dahingleiten. Vor der Tour, die erst um 20 Uhr beginnt, da die Kiwis nachtaktive Vögel sind, gönnen wir uns mal wieder leckere Fish & Chips am sehr gefragten Kai Kart. Pünktlich um 20 Uhr legt das Boot mit rund 20 Personen an Bord ab. Wir werden von einem dreiköpfigen Team betreut, dem Kapitän und zwei sehr erfahrenen Führerinnen. Sie erläutern uns die Maori Geschichten rund um die Inseln, kennen sich in Flora und Fauna sehr gut aus und machen uns in der Abenddämmerung auf Tiere an der Küste aufmerksam, die wir mit unseren ungeschulten Augen niemals entdeckt hätten. Zudem werden wir mit einem gigantischen Sonnenuntergang belohnt.


Gegen 22 Uhr legen wir an einer Bucht an. Es ist mittlerweile stockduster. Wir werden in zwei Gruppen eingeteilt, bekommen alle eine Taschenlampe und werden genau eingewiesen, wie wir uns verhalten sollen. Im Gänsemarsch folgen wir unserer Führerin, die den Ocean Beach Track sehr gut kennt und weiß, wo am ehesten Kiwis zu finden sind. Wir haben Glück. Nach rund 15 Minuten Fußmarsch kreuzt ein Kiwi-Weibchen unseren Weg. Unbeirrt – Kiwis sind so gut wie blind und reagieren nur auf hell und dunkel sowie Geräusche und Gerüche – stochert das Tier mit seinem langen Schnabel im Erdboden herum und wir können es rund 5 Minuten beobachten. Dann gehen wir weiter, um der nachfolgenden Gruppe auch die Möglichkeit zu geben, das Tier zu sehen. Leider war das auch der einzige Kiwi, den wir bei der zweistündigen Nachtwanderung zu Gesicht bekommen. Und auch bei unserem Nachhauseweg vom Hafen aus, sehen wir keinen Kiwi, der unseren Weg kreuzt, was in Oban wohl jeder Zeit passieren kann. Trotzdem war es ein großartiger Abend mit unvergesslichen Eindrücken.




Am nächsten Tag ist unser Aufenthalt auf Stewart Island schon wieder zu Ende. Wir wären gerne länger geblieben, denn die Insel ist so ursprünglich, wie man sich ganz Neuseeland vor der Zeit der ersten Siedler vorstellen muss. Die Fähre um 12 Uhr bringt uns bei „ruhiger See“ und einem strahlend blauen Himmel wieder nach Bluff, wo wir am Stirling Point bei einer traumhaften Aussicht frische Austern genießen.



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