Überfahrt und Taupo auf der Nordinsel
Aufregung vor der Überfahrt
Vom Otago Harbour bewegen wir uns nun stetig Richtung Norden mit ein paar Zwischenstopps in Oamaru, Ashburton, Spencer Park bei Christchurch und Blenheim. In Blenheim verbringen wir drei Ruhetage bevor wir mit der zuvor gebuchten Fähre am 8. März auf die Nordinsel fahren. Am 7. März erhalten wir jedoch von Interislander – einem der beiden Fährbetriebe – per SMS die Nachricht, dass unsere Überfahrt am Folgetag um 14:15 Uhr aufgrund technischer Probleme mit dem Schiff gecancelt sei. Eine Alternative könnten sie uns leider nicht anbieten. Unser entspanntes Sonnenbad am Pool des Holiday Parks verwandelt sich mit einem Schlag in hektische Betriebsamkeit. Während Horst in der Hotline-Schlange hängt, versuche ich online mein Glück. Tatsächlich finde ich beim zweiten Anbieter noch einen Platz auf der Nachtfähre für den gleichen Tag. Doch während meiner Buchung werde ich rausgekickt. Der nächste freie Platz auf einer Fähre Richtung Norden wäre nun erst 10 Tage später verfügbar!Da wir jedoch ab dem 9. März eine Woche in einem Appartement am Lake Taupo gebucht haben, wollen wir natürlich unbedingt am 8. oder spätestens 9. übersetzen. Die einzige Chance, einen Platz auf einer Fähre zu bekommen, besteht wohl darin, direkt nach Picton zu fahren und die Mitarbeitenden am Ticketschalter davon zu überzeugen, dass wir dringend mit unserem Campervan auf die Nordinsel müssen. In Windeseile packen wir unsere Sachen und fahren die 25 Kilometer nach Picton. Während der Fahrt sammeln wir eifrig Argumente, warum sie ausgerechnet uns einen Platz auf einer anderen Fähre geben sollen.
Alles wird gut
Als wir am Spätnachmittag am Gebäude von Interislander ankommen, ist glücklicherweise gerade keine Abfahrt oder Ankunft und wir sind die einzigen, die am Ticketschalter direkt auf eine freundliche Dame treffen. Sie hat sofort erfasst, dass wir von der Streichung der Fähre betroffen sind, und fragt nach unserer Buchungsnummer. Ohne ein einziges Argument vorbringen zu können, bietet sie uns einen Platz auf der Fähre am 8. März um 7:30 Uhr an. Besser hätte es nicht laufen können. Ich bin fast ein bisschen enttäuscht, dass wir so „kampflos“ gewinnen und zugleich ist dieses Erlebnis so typisch für Neuseeland;-)Lake Taupo
So gleiten wir also am nächsten Tag bei Sonnenaufgang durch die Marlborough Sounds und die sanfte Cook Strait nach Wellington. Zwischendurch werden wir sogar von einer großen Delphinfamilie begleitet, die in den Bugwellen reiten und springen. Die Nacht verbringen wir in der Nähe von Wellington auf einem Campingplatz, von dem wir am nächsten Morgen früh starten, um die rund 450 Kilometer an den Lake Taupo zu fahren. Der See ist mit über 600 km2 der größte Süßwassersee Neuseelands. Während am südlichen Ende der vulkanische Tongariro Nationalpark liegt – hier haben wir Anfang 2015 mit unserer Nichte das Tongariro Crossing gemacht https://karsch-neuseeland.blogspot.com/2015/01/heie-fue.html – ist am nördlichen Ende die Stadt Taupo und der Beginn des längsten Flusses Neuseelands, des Waikato Rivers mit den Huka Falls.Nach fast sieben Stunden kommen wir in „unserer“ Wohnung in Taupo an. Sie ist schön eingerichtet, ruhig, aber dennoch zentral gelegen und wir können sogar auf den kleinen Hafen und den See blicken. Hier richten wir uns nun für die nächste Woche ein.
Mit dem Mountain Bike entlang des Waikato Rivers
An einem herrlichen Tag mieten wir uns bei den Huka Falls leistungsstarke E-Mountainbikes, um eine ca. zweistündige Tour entlang des Waikato Rivers zu machen. Gleich zu Beginn, kurz hinter den Huka Falls geht der schmale Pfad in Serpentinen steil nach oben. Das erfordert selbst mit Strom unter dem Hintern schon einiges Können und wir sind froh, dass wir in Central Otago erste Erfahrungen mit solchen Strecken gesammelt haben. Danach wird der Weg einfacher und schlängelt sich bis zum Aratiatia Staudamm am Fluss entlang. Nach 45 Minuten sind wir bereits am Staudamm angekommen und haben somit die halbe Strecke absolviert. Mehrmals am Tag werden zwei riesige Schleusentore geöffnet und 65.000 Liter pro Sekunde strömen in ein zuvor fast leeres Flussbett. Wir warten die 15 Minuten bis dieses gigantische Spektakel stattfindet (siehe Bilder vorher und nachher).Vor dem Öffnen der Schleusentore
Gleiche Stelle nach dem Öffnen der Schleusentore
Zurück fahren wir auf der anderen Seite des Flusses, die allerdings ziemlich unspektakulär ist. Zeitweise müssen wir sogar auf der Straße fahren, weil der Fahrradweg nach den heftigen Sturmschäden noch nicht geräumt ist. Mit diesen tollen Rädern macht Mountainbiken tatsächlich richtig Spaß😊
Auf dem Wasser
Der nächste Tag verspricht ebenfalls schön zu werden und so buchen wir für 10 Uhr eine Segeltour zu einem Maori Carving (in Stein gemeißeltes Bild), das nur vom Wasser aus zu sehen ist. Rund 15 Personen – davon die Hälfte deutschsprachig - sind an Deck und lauschen den Beschreibungen und Erzählungen von Kapitän Dave. Der See ist für die Maori heilig und das 14 Meter hohe Carving eines Gesichtstatoos auf einer Felswand aus den 70er Jahren ist von einem maorischen Künstler, der von seiner Großmutter dazu angeregt wurde. Sie wollte das Gesicht zu einem Vorfahren der Familie, Ngatoroirangi, auf einem Totara Baum graviert haben, um permanent mit ihm verbunden zu sein. Ihr Enkel fand in Taupo keinen Totara Baum, aber in der Mine Bay die Felswand. Heute ist die Gravur ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Der Wind weht etwas heftiger als am Morgen und so hisst Dave bei der Rückfahrt die Segel, sodass wir bei herrlichem Sonnenschein über den See gleiten.Carving eines Maori Künstlers
Wir sind auf den Geschmack gekommen und buchen nach Ankunft im kleinen Hafen von Taupo direkt noch eine weitere Bootstour. Vom uns bekannten Aratiatia Damm starten wir am Nachmittag eine Flussfahrt auf dem Waikato River bis zu den Huka Falls und wieder zurück. Wieder und wieder fährt unser Bootsführer nah an den Wasserfall heran, damit wirklich alle an Bord ein schönes Foto vom Bug aus machen können.
Heiße Gewässer
An einem der wenigen Regentage, die wir während unserer Woche in Taupo haben, besuchen wir die Thermal Quellen in Wairakei, um uns dort im warmen Wasser zu entspannen. Das heiße Wasser kommt direkt aus der Erde und fließt in verschiedene Becken. An einigen Stellen ist es bis zu 40 Grad heiß, also nichts für Menschen wie uns, die mit Bluthochdruck zu tun haben. Doch meistens liegen die Temperaturen im Badewasserbereich und so lässt es sich gut 20 bis 30 Minuten darin aushalten.Als wir an einem Morgen früh von der Sonne, die von einem strahlend blauen Himmel scheint, geweckt werden, machen wir eine frühe Tour zu den Craters of the Moon. Das riesige Gebiet voller dampfender Löcher und blubbernder Erde lässt sich auf einem Pfad in einer guten Stunde durchlaufen. Bei dem großartigen Licht und vor dem blauen Himmel entstehen wunderbare Aufnahmen.
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