Die letzten Stationen einer unvergesslichen Zeit


Am Sonntag, den 22. März ist es soweit, nach 176 Tagen und einem außergewöhnlichen neuseeländischen Sommer treten wir die Rückreise nach Auckland an. Tränenreich verabschieden wir uns von unserer herrlichen Unterkunft in der Ruby Bay und unseren lieben Vermietern, Gay und Derek. Die Fahrt führt uns zunächst nach Picton, von wo wir um 13:15 Uhr die Fähre nach Wellington nehmen. Der Cyclon Pam, der die Südseeinsel Vanuatu ein paar Tage zuvor komplett verwüstete und die Ostküste der neuseeländischen Nordinsel nur streifte, hat sich mittlerweile verzogen und so verspricht die Überfahrt ruhig zu werden. Das Wetter in der Cook Strait ist allerdings herbstlich. Die Wolken hängen tief und es regnet.

Auch in Wellington ist es bewölkt. Die Vermieter unseres Hauses in Waikanae Beach, Jeannie und Rocky, die in Wellington wohnen, haben uns an diesem Abend zum Essen und zur Übernachtung in ihrem Haus eingeladen. Zu unserer Überraschung haben sie neben uns auch Andrew und Susa, die wir über Jeannie und Rocky kennengelernt hatten, hinzugebeten. Und so ist die Wiedersehensfreude groß. Zudem ist auch ihr Sohn aus England mitsamt seines Freundes und Ziehsohns der Familie aus Australien zu Gast. Es wird ein mit allerlei Themen und Wein angereicherter Abend, der ausnahmsweise mal nicht um 22 Uhr, sondern nach Mitternacht endet. Und zum Abschluss findet jeder einen Schlafplatz in dem schönen viktorianischen Haus über den Dächern von Wellington.

Nach einem typisch neuseeländischen Frühstück – Toast, Marmelade, Peanutbutter, Vegemite und Müsli – verlassen wir wieder unter Tränen uns lieb gewonnene Menschen und Orte. Der Weg Richtung Norden führt uns an Waikanae - unserer ersten langen Station - vorbei. In dem Hospice Shop (Secondhand-Laden), in dem wir so manch Brauchbares erstanden haben, lassen wir eine Kiste mit überflüssigen Dingen zurück und erinnern uns gerne an unsere Erlebnisse in dieser Gegend. Über den Tongariro Nationalpark vorbei an mittlerweile vertrauten Stellen fahren wir nach Taupo, wo wir in einem Backpacker eine weitere Übernachtung einlegen. Da wir früher ankommen als gedacht, bummeln wir noch ein wenig am See entlang und beobachten wie ambitionierte Golfer versuchen eine Plattform auf dem See zu treffen und bei einem Hole-in-One 10.000 NZ$ zu kassieren. Die meisten Bälle landen im Wasser und gerade als wir uns fragen, ob es dort ein Bälle-Massengrab gibt, sehen wir ein Schild, dass Balltaucher gesucht werden. Natürlich mit dem Zusatz, dass es sich dabei um einen der abgefahrensten Jobs der Welt handelt;-)

Und dann haben wir schon Dienstag, unseren vorletzten Tag in Neuseeland. Rund 300 km bis Auckland liegen noch vor uns. Das Wetter Richtung Norden wird wieder besser und wärmer. Gegen 14 Uhr erreichen wir unsere letzte Übernachtungsstätte, die Skyway Backpacker Lodge. Nachdem wir unser Gepäck abgeladen haben, bewegen wir unseren treuen fahrbaren Untersatz zum letzten Ziel, seiner Heimatgarage. Doro und Darren von Kiwi Cruise Control erwarten uns schon. Nach einem kurzen Fahrzeugcheck erhalten wir wie vereinbart 50% des Kaufpreises zurück. Nachdem Doro und Darren ihre Arbeit beendet haben, gehen sie noch mit uns essen und fahren uns anschließend zu unserer Unterkunft. Auch von ihnen fällt uns der Abschied schwer. Doch da sie im Mai und Juni in Deutschland sein werden, versprechen sie, uns in Köln zu besuchen.

Die Nacht schlafen wir unruhig, obwohl die Unterkunft ruhig ist. Wie Filmfragmente ziehen einzelne Situationen aus dem halben Jahr an mir vorbei. Um 7:15 Uhr klingelt nicht etwa der Wecker sondern das Telefon, denn meine liebe Schwester wünscht uns einen guten Rückflug. Da uns der Backpacker Shuttle erst um 10 Uhr zum Flughafen fährt, genießen wir im Garten die letzten Sonnenstrahlen. Ich frage Horst, was uns in dem halben Jahr missfallen hat. Wir müssen lange überlegen und kommen am Ende zum Schluss, dass uns eigentlich nur der starke Neuseelanddollar bzw. schwache Euro, das mäßige Essen in Restaurants und natürlich Weihnachten ohne Weihnachtsmarkt und Glühwein ein wenig zu schaffen machten. Im Gegenzug fallen uns eine ganze Liste von Begebenheiten und Dingen ein, die uns sehr gut gefallen haben und die das halbe Jahr zu einem unvergesslichen Erlebnis machten. Davon haben wir in diesem Blog schon größtenteils berichtet. Ein Fazit werden wir im nächsten und wahrscheinlich letzten Bericht ziehen.

Obwohl das öffentliche Leben in der kleinen Nation am Ende der Welt fast stillsteht - die neuseeländische Cricket-Mannschaft hat es wider aller Erwartungen bis ins Endspiel gegen den Erzrivalen Australien geschafft und eine Cricket-WM ist hier vergleichbar mit einer Fußball-WM in Deutschland - läuft am Auckland Airport alles glatt. Das Einchecken unseres Gepäcks ergibt genau 61 kg, was der Dame am Schalter ein "well done" entlockt, und der Abflug unserer Singapore Airline Maschine ist pünktlich. Mit einem dicken Kloß im Hals und viel Wasser in den Augen vergehen die letzten Stunden am Flughafen. Jetzt sitzen wir in der Maschine, vertreiben uns die Zeit mit Bloggen und freuen uns natürlich auf unsere Lieben zu Hause in Deutschland.

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