Weinselig

Neuseeland hat in den letzten Jahren seine Position als Weinland stark ausgebaut, wenngleich ihr Anteil weniger als ein Prozent der weltweiten Weinmenge ausmacht. 255 Millionen Liter Wein werden hier jährlich produziert, Tendenz steigend. 70% davon gehen ins Ausland, doch die Mengen der kleinen Weingüter verbleiben in der jeweiligen Region und werden dort auch in den Supermärkten angeboten. So konnten wir etwa einen hervorragenden Riesling vom Weingut Ruby Bay – direkt um die Ecke unserer Unterkunft – im kleinen Einkaufsladen in Mapua erstehen und genießen. Einige Gegenden und Weingüter haben mittlerweile auch hochprämierte Weine im Sortiment. Am bekanntesten sind die Weingegenden Waiheke Island, Hawkes Bay, Bay of Plenty, Gisborne und Martinborough auf der Nordinsel sowie Marlborough, Canterbury, Otago und Nelson auf der Südinsel. Wobei einige Gebiete Schwerpunktweine haben, wie beispielsweise Pinot Noir aus Martinborough und Sauvignon Blanc aus Marlborough. Interessanterweise sind die neuseeländischen Weinbauern sehr mutig, was den Anbau von exotischen Reben und die Verblendung von Weinsorten betrifft. So findet man neben den Mainstream-Weinen wie Grauburgunder und Chardonnay selbst auf kleinen Anbaugebieten Riesling, Viognier, Gewürztraminer, Grünen Veltliner, Shiraz und viele andere Rebsorten. Rotweine sind noch wenig verbreitet und geschmacklich nur in den hohen Preisklassen ausgereift. Einen hervorragenden Rotwein, Trev’s Red (Syrah, Viognier, Cabernet Franc), haben wir im Waimea Estates in Richmond getrunken.

Neudorf Vineyards
Den Besuch meiner Schulfreundin Thea in unserer letzten Woche in unserer Unterkunft in der Ruby Bay inmitten vieler Weingüter haben wir u.a. dazu genutzt ein paar Weine zu verkosten. Angefangen haben wir mit einer Empfehlung, dem Weingut Neudorf in Upper Moutere. Vor über 35 Jahren haben die Neudorfs angefangen auf Farmland Wein anzubauen. Heute zählen die Weine zu den Besten in der Region um Nelson. Fährt man die Auffahrt zum Weingut entlang einer hohen Ecke öffnet sich am Ende ein idyllischer Platz der direkt zum Weintrinken einlädt. Und wer möchte kann auch gleich sein Picknick mitbringen und auf der Terrasse mit Blick über die Weinberge einen köstlichen Weißwein trinken. Wir verkosten lieber alle angebotenen Weine und entscheiden uns am Ende je eine Flasche Viognier und Chardonnay zu kaufen. Da der Sommer außergewöhnlich gut war, wird an diesem Tag - früher als sonst - mit der Weinlese begonnen und wir werden Zeuge wie die Erntefahrzeuge zwischen den Reben entlangfahren.


Nach dieser guten Erfahrung steuern wir noch ein weiteres außergewöhnliches Weingut in Upper Moutere an, Woollastan Estates. Hier hat ein Amerikaner kräftig investiert und neben einer natürlichen Reifeprozess-Anlage und einem architektonisch interessanten Glaspalast eine Galerie im Weinproberaum eingerichtet. Trotz der tollen Anlage kommt der Wein geschmacklich nicht an die Qualität der Neudorfschen Weine heran und so belassen wir es hier bei der Probe.

Kina Cliffs
Horst und ich waren im Rahmen einer Fahrradtour noch bei einem kleinen Weingut – Kina Cliffs - zur Probe. Vor zehn Jahren hat dieser junge Weinbauer erst begonnen und dafür waren die Weine schon erstaunlich gut. Wir erfahren hier, dass die kleinen Weinbauern nicht selber keltern, sondern sich anderer Keltereien bedienen. Dennoch haben sie eigene Keltermeister, die sie aus der ganzen Welt anheuern und gut bezahlen. Das erklärt wahrscheinlich die gute Qualität der Weine. 
Wir lassen die letzten Abende mit Thea bei den guten Weinen ausklingen. Am Freitagfrüh bringen wir sie zum Intercity Bus nach Nelson, von wo aus sie nach Christchurch fährt um ihren Heimflug anzutreten. Im Gepäck hat sie einen Koffer von uns, was uns die Versendung eines Pakets nach Deutschland erspart. Danke:-)

Am letzten Abend vor unserer Abfahrt zum Flughafen nach Auckland werden wir von unseren lieben Vermietern Gay und Derek noch zum Abendessen mit Nachbarn – Tom und Robin aus Colorado sowie Joyce und Geert aus Holland - eingeladen. Zu den vorab gereichten „Nibbles“, die wir dank des herrlichen Tages auf der Terrasse einnehmen, spendieren wir einen Trev’s Red. Und was bringen Tom und Robin mit? Ebenfalls einen Trev’s Red. Es scheint als hätten wir den gleichen (guten) Geschmack. Der Abend ist abwechslungsreich, weinselig und lustig und so vereinbaren wir beim Verabschieden auf jeden Fall in Kontakt zu bleiben und uns wiederzusehen, in der Ruby Bay oder in Köln auf ein weiteres Gläschen Wein.

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