Begegnungen in Hokitika

Kurz hinter Westport trifft der State Highway 6 auf die West Coast. Rund 420 km führt er an der wild zerklüfteten Küste, die man jedoch nicht immer sieht, entlang bis nach Haast. Wir wollen in Punakaiki übernachten, wo auch die berühmten Pancake Rocks, über die ich in diesem Beitrag berichte, zu bestaunen sind. Kaum steigen wir aus dem Auto, weht uns der rauhe und kühle Wind der West Coast um die Ohren. Im Vergleich zur Golden Bay, wo wir gerade herkommen, ist das ein Temperatursturz um 10 Grad, der mich sofort in eine lange Hose schlüpfen lässt.

Übernachtung im Haus auf Rädern
Im Punakaiki Beach Hostel finden wir eine außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit. Vor dem Hostel steht einer der ersten umgebauten Campervans, gemütlich mit Bad, kleiner Küchenzeile und einem Hochbett mit Blick aufs Meer ausgestattet. Mit 130 NZ$ (umgerechnet ca. 78 Euro) liegt der Preis deutlich über unseren durchschnittlichen Übernachtungskosten, doch dieser Spaß ist es uns wert. Zur Belohnung verziehen sich auch noch die Wolken und die Sonne kommt zum Vorschein. Von den tosenden Wellen lassen wir uns in unserem gemütlichen Hochbett in den Schlaf singen.

Tolle Tage bei Yvonne und Richard
Am nächsten Tag fahren wir nach Hokitika, um meine Soroptimist International Clubschwester und Past World President, Yvonne Simpson und ihren Mann Richard zu besuchen. Yvonne hatte ich bei meinem Neuseeland-Aufenthalt im Juli/August 2016 kennengelernt und 2017 haben uns die beiden in Köln besucht. Sie hatten uns eingeladen, ein paar Tage in ihrer B'n'B Unterkunft zu übernachten. Womit wir nicht rechneten: Sie haben uns neben einem fürstlichen Frühstück auch dreimal ein köstliches Abendessen kredenzt. Das ist eindeutig unser Gourmet-Highlight auf der jetzigen Reise. Die Gespräche mit Yvonne und Richard sind interessant und sie scheinen unsere Gesellschaft auch sehr zu genießen, denn die Frühstücke und Abendessen dehnen sich meist auf ein bis zwei und mehr Stunden aus.

Da sich der Himmel am ersten vollen Tag in Hokitika wolkenverhangen zeigt, fahren wir ins von Jade geprägte Innenstädtchen. Vor 16 Jahren, bei unserem ersten Neuseeland-Aufenthalt fanden wir am langen Strand von Hokitika jeder einen Jadestein. Da es sehr viele grüne Steine am Strand gibt, waren wir uns nicht sicher, ob es sich bei unseren Funden tatsächlich um Jade oder nur um Greenstone handelte. Wir gingen damals zu einem kleinen Laden, der im hinteren Teil seine Werkstatt beherbergt und fragten den Besitzer, ob es Jade sei. Seine Antwort war: "Oh, you must be lucky guys! Die Maoris sagen, Du kannst keine Jade finden. Jade findet Dich." Und wir durften unsere Steine ein wenig an seinen Maschinen schleifen, damit sie einen schönen Glanz bekommen.

Selbstgemachter Anhänger aus Muschel
Deshalb sind wir an diesem bedeckten Tag wieder in den kleinen Laden gegangen, um einen Schnitzkurs zu belegen. Horst zieht allerdings einen Besuch beim Friseur vor, während ich sofort anfangen kann. Das Muster soll ich selber zeichnen und ausschneiden oder eins aus zahlreichen Vorlagen wählen. Mit Betreten des Ladens hatte ich eine Idee, die ich dann auch zu Papier gebracht habe. Anschließend wird das Material ausgewählt. Im Angebot sind Jade (sehr hart und schwierig zu bearbeiten), Fischknochen, bunte Pauamuschel oder helle Muschel. Ich entscheide mich für letztere und zeichne mein Muster auf die Muschel. Und schon geht's ans Ausschneiden, Schleifen und Bearbeiten. Nach etwas mehr als drei Stunden schmückt mein selbst designter und gefertigter Anhänger meinen Hals. Rund 60 Euro kostet mich der Spaß. Ich bin mit meinem Ergebnis sehr zufrieden und hatte so viel Freude an der Produktion, dass ich in Deutschland mal schauen werde, wo ich weitere gefundene Muscheln zu Schmuckstücken verarbeiten kann.

Hokitika Gorge mit Bettina und Erol
Am nächsten Tag treffen wir Bettina und Erol aus Köln. Bettina ist meine Friseurin und wir teilen unsere Leidenschaft Neuseeland zu bereisen. Es ist zwar immer noch sehr windig, doch die Wolken lassen zwischendurch die Sonne hindurch. Und so schauen wir uns zunächst die ersten Kunstwerke des Hokitika Driftwood Festivals an. Jeder kann bei diesem Wettbewerb mitmachen und aus Treibholz Skulpturen am Strand bauen. Anschließend fahren wir zu viert zur Hokitika Gorge, die sich  an dieser Stelle durch den türkisblauen Hokitika River auszeichnet. So ist zumindest die Farbe, wenn es am Abend und in der Nacht zuvor nicht sturzbachartig geregnet hat. Als wir den ersten Blick aufs Wasser erlangen, zeigt es sich uns in einem schlammigen Grau. Es ist trotzdem ein schöner Ausflug, den wir mit einem gemeinsamen späten Lunch beschließen.

Am nächsten Tag machen wir uns auf die weitere Reise Richtung Süden mit unbekanntem Ziel.


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