SEENswürdigkeiten auf der Südinsel

Lake Hawea, Lake Wanaka, Blue Pools, Lake Wakatipu, Lake Te Anau, Lake Manapouri, Lake Pukaki und Lake Tekapo - in nur 5 Tagen haben wir all diese Seen auf der Südinsel passiert, bestaunt und einige bewandert. Am Lake Manapouri und am Lake Tekapo konnten wir direkt am Seeufer übernachten. Ein Ausblick ist schöner als der andere und so haben wir uns in den vergangenen Tagen an Seen satt gesehen. Hier stellen wir ein paar Highlights vor.

Blue Pools

Auf dem Weg von der West Coast nach Queenstown - in Haast biegt man ins Landesinnere ab - kommt man zunächst an den Blue Pools vorbei. Am Parkplatz verrät uns ein Schild, dass die Blue Pools in rund 30 Minuten zu Fuß zu erreichen sind. Das ist das schöne an den Highways in Neuseeland, am Wegesrand laden immer wieder Schilder zu Fotostopps oder kurzen und längeren Wanderungen ein. Horst hat Probleme mit seiner Hüfte, weshalb ich allein losstapfe. Naja, allein bin ich nicht wirklich, denn ca. 50 weitere Touristen sind ebenfalls an diesem Fotostopp-Punkt unterwegs. Auch wenn die Sonne sich nur matt hinter einer dünnen Wolkenschicht sehen lässt, erscheint das Wasser in einem herrlichen türkis. Auf der Hängebrücke ermuntere ich ein paar junge Paare sich von mir fotografieren zu lassen und wundere mich, dass sie nicht einmal ein Lächeln zustande bringen. Scheinbar können sie sich nicht so an dem tollen Naturschauspiel erfreuen, wie ich es kann. Horst hat währenddessen die Bekanntschaft einer älteren Dame gemacht, die mit ihrer Freundin am Parkplatz ein Zelt aufgeschlagen hat. Sie kommt aus Dunedin, ist verliebt in die neuseeländische Natur und reist von Zeit zu Zeit mit dem Zelt langsam durch ihr Land.

Lake Wanaka

Anschließend fahren wir über 30 km zunächst am Lake Wanaka auf der rechten Seite und nach einem kurzen Schlenker am Lake Hawea auf der linken Seite vorbei. Im touristischen Ort Wanaka, der am südlichsten Ende des 42 km langen gleichnamigen Sees liegt und den wir auf unseren bisherigen Reisen noch nie besucht hatten, wollen wir zwei Nächte bleiben. Zu unserer Überraschung ist fast alles ausgebucht. In einem Backpacker Hostel werden wir schließlich fündig. Allerdings müssen wir nach Albert Town ausweichen, was rund 5 km von Wanaka entfernt ist.

Der Hostelbetreiber hat in Albert Town ein Einfamilienhaus, was für stolze 500.000 Euro zum Verkauf angeboten wird, angemietet und die Schlafzimmer nummeriert. Vier Schlafzimmer und zwei Bäder, eine große Küche und ein offenes Wohnzimmer stehen uns zur Verfügung. Doch wir sind nicht allein in diesem Haus. Nach und nach entsteht eine illustre WG. Während wir uns in der Küche einrichten und ein Abendessen zubereiten, schlappt ein älterer Herr durch die Terrassentür und fragt, ob wir hier übernachten würden. Nachdem wir bejahten, frage ich ihn, ob er ein Nachbar sei. Oh nein, er kommt aus New York und heißt Tom. Danach verschwindet er in seinem Schlafzimmer und wurde nie wieder gesehen. Als nächstes kommen ein junger und ein älterer Japaner durch die offene Terrassentür. Kein Wort des Grußes. Der Jüngere schleppt zwei mit Essen gefüllte Bananenkisten in die Küche und einen großen Rucksack in das Schlafzimmer des Älteren. Dann zeigt er ihm noch ein paar Sachen in der Küche und verschwindet ohne ein Wort des Abschieds. Der Ältere lässt sich Wasser in die Badewanne ein, isst sein mitgebrachtes Sushi und verschwindet in seinem Zimmer. Wir schauen uns nur verwundert an. Und dann erscheint noch ein französisch sprechendes Paar unseres Alters, das uns sehr nett begrüßt und mit dem wir sofort einen herzlichen Kontakt haben, auch wenn sie nur wenig englisch sprechen. Es stellt sich heraus, dass sie auch zwei Tage bleiben und so vereinbaren wir für den nächsten Tag eine gemeinsame Weinprobe in einem der umliegenden Weingüter.

Nach einem späten Frühstück - der Japaner und die Franzosen sind schon fertig - fahren wir nach Wanaka, um am See entlang zu wandern. Horst ist heute schlecht zu Fuß und fährt mit dem Auto zu einem Treffpunkt am See, während ich dorthin wandere. Es ist Wochenende und ein sonnig-heißer Tag, weshalb viele Neuseeländer ihre Boote zu Wasser gelassen haben und über den See flitzen. An unserem Treffpunkt tauche ich erst einmal ins sehr kühle Nass ab, um danach den Weg entlang des Sees noch ein wenig weiter zu bewandern. Obwohl eine leichte Brise weht und der Weg nicht allzu steil ist, komme ich nach einer Stunde mit hochrotem Kopf wieder zurück und brauche schnellstens wieder eine Abkühlung im See und viel Wasser zum Trinken. Gut, dass wir in unserem Auto immer Trinkwasser gebunkert haben! Danach haben wir uns ein köstliches Eis im "Patagonia" in Wanaka verdient.

Zum vereinbarten Zeitpunkt treffen wir uns mit dem französischen Pärchen in "unserem" Haus und stellen fest, dass alle Orte für Weinproben bereits um 17 Uhr schließen. Es ist 17 Uhr. Kurzerhand beschließen wir im gegenüberliegenden Supermarkt Wein aus der Gegend zu kaufen und unsere eigene Weinprobe zu veranstalten. Dann muss auch keiner mehr fahren😉. Während wir noch diskutieren, wie wir die Weinprobe ausgestalten, kommt ein deutsches Pärchen herein, das sich das Zimmer des mittlerweile ausgezogenen Amerikaners anschaut. Sie haben die Möglichkeit im Hostel in Wanaka zu übernachten oder in unsere WG einzuziehen. Erst zieht es sie in die Stadt, doch als sie sehen, wie viel Spaß wir in unserer kleinen WG haben, bleiben sie und lassen sich gerne ein Gläschen von unserem Wein einschenken. Bevor wir richtig mit der Weinprobe starten, verlassen sie uns, weil sie zum Abendessen einen Tisch im Restaurant reserviert haben. Nun gesellt sich selbst der ältere Japaner zu uns und wir hören aus seinen paar englischen Brocken heraus, dass er am Vortag den Mount Aspiring (3033 Meter!) bestiegen hat. Francoise und Jean, das französische Pärchen, lebt zur Zeit auf der kleinen Pazifikinsel Wallis. Gemeinsam mit der noch kleineren Nachbarinsel Futuna gehören sie nach wie vor zu Frankreich. Jean ist in der dortigen Schule für vier Jahre als Krankenpfleger eingestellt und im Laufe diesen Jahres müssen sie wieder nach Frankreich zurück. Deshalb bereisen sie noch das nahegelegene, vier Flugstunden entfernte Neuseeland. Es ist ein sehr interessanter, lustiger und weinseliger Abend.

Lake Manapouri

Am nächsten Morgen wissen wir immer noch nicht, wo wir als nächstes hinreisen. Auf unsere weitere "cultural wwoofing" Bewerbungen hat sich bisher leider kein Gastgeber gemeldet. Beim Frühstück entdecke ich im BBH Backpacker Hostel Prospekt eine schöne Unterkunft am Lake Manapouri, den wir bisher auch noch nie besucht haben. Die Wettervorhersage für die Gegend ist gut. Also, auf zum rund 250 km entfernten Lake Manapouri, der im Fjordland liegt und Ausgangspunkt für zahlreiche bekannte Mehrtageswanderungen (Bsp. Kepler Track, Routeburn Track) ist. Wir lassen Queenstown links liegen, denn unser letzter Besuch dort, siehe Blogpost 'Mekka des Adrenalinkicks', hat uns gezeigt, dass wir für diese quirlige, von Adrenalinjunkies getränkte Stadt, zu alt sind. An der südlichen Spitze des Lake Wakatipu legen wir einen Kaffeestopp im Kingston Flyer ein und erfahren von der Besitzerin einiges über die Geschichte der alten Eisenbahnlinie, die durch Otago führte und hier endete. Heute ist die alte Bahnstrecke eine tolle Route für Fahrradfahrer.

In Te Anau halten wir kurz. Vor fast genau 16 Jahren haben wir mit einer Bootstour über den Lake Te Anau den Milford Track gestartet, der nach 54 km am Milford Sound endet. Wir erkennen hier nichts mehr wieder. Das in unserer Erinnerung kleine beschauliche Städtchen hat sich vervielfacht und ist trubelig geworden. Viele Asiaten begegnen uns. Ob der See, über den seinerzeit nur wenige Boote fahren durften, noch so rein und klar ist, wie damals? Mal sehen, was uns am rund 20 km entfernten Lake Manapouri erwartet. Hier finden wir die Ruhe und die Beschaulichkeit, die wir uns erhofft hatten. Die tolle Backpacker-Unterkunft hat kein Zimmer mehr frei, weshalb wir es in dem kleinen Holiday Camp "Possum Lodge" direkt am See probieren. Hier ergattern wir für zwei Nächte noch eine winzige Cabin mit einem Doppelbett und einem Stuhl. Auch wenn alles sehr einfach und zum Teil alt ist, die Betreiber reinigen alles gründlich und haben die Räumlichkeiten mit liebevollen Details ausgestattet. Einzig die Sandflies sind lästig und lassen sich von unserem Anti-Mückenspray kaum davon abhalten uns zu beißen. Beeindruckt sind wir von einem jungen deutschen Pärchen, das sein Zweimannzelt vor unserer Cabin aufgeschlagen hat. Sie sind seit Mitte Dezember von Auckland aus mit Fahrrädern unterwegs durch Neuseeland, weil das die günstigste Möglichkeit war, durch Neuseeland zu reisen. Und damit nicht genug: Anfang März wollen sie mit ihren Fahrrädern nach Tasmanien weiterreisen, um auch diese Insel zu beradeln.

Am Abend finden wir eine Nachricht in unserer Mailbox, dass Honey von der Mini Rosa in Rakaia uns gerne vom 31.1. bis 3.2. als kulturelle Wwoofer beherbergen will. Wo ist Rakaia? Und schaffen wir die Route bis zum 31. Januar um 14 Uhr? Denn bis zu dieser Zeit sollen wir bei ihr sein. Wir schnappen uns die Karte und legen fest, dass wir am 30. bis Lake Tekapo fahren und am 31. bis nach Rakaia, was südlich von Christchurch liegt.

Eine kleine Fähre bringt uns am nächsten Morgen über einen Fluss in die Wildnis. Dort gibt es drei Wanderrouten. Horst humpelt mit seinem Stock unten am See entlang, während ich den Circle Trail über den Hang wähle. Wir haben dreieinhalb Stunden Zeit, bevor uns die Fähre wieder abholt. Und das ist auch exakt die Zeit, die für meinen Wanderweg angegeben wird. Ich wurde allerdings vom Ferryman vorgewarnt, dass der Aufstieg sehr steil sei. Glücklicherweise ist der Himmel heute bedeckt und die Temperatur angenehm, denn der Weg erweist sich nach einer flach zu laufenden Viertelstunde als äußerst anspruchsvoll. Ich bin froh, dass mir an jedem fünften Baum ein oranger Pfeil den Weg weist, denn dieser ist teilweise von umgestürzten Bäumen versperrt oder im Dickicht nicht mehr zu erkennen. Nach 70 Minuten stetigem bergauf Laufen habe ich den Gipfel erreicht und bin ein wenig enttäuscht. Der Blick auf den See ist durch Bäume versperrt. Einzig an einer Stelle gibt ein Loch im Dickicht den Blick frei und ich gönne mir dort eine kurze Rast. Kein Mensch begegnet mir hier. Erst als ich wieder unten am See ankomme, kommt mir ein Vater mit seinen zwei Kindern entgegen. Alle bepackt mit Rucksäcken und Zelten unternehmen sie eine Mehrtageswanderung. Da es in Neuseeland keine gefährlichen Tiere gibt, kann man das ohne weiteres machen. Anscheinend hat sich der Vater mit Horst bereits unterhalten, denn ich werde sofort gefragt, ob ich seine Frau bin😉. Nach zweieinhalb Stunden bin ich bereits am vereinbarten Treffpunkt, geschafft und glücklich, dass ich die Tour gemeistert habe. Die Sonne scheint jetzt und den Rest des Tages verbringen wir in einer kleinen Bucht am See. Am Abend gönnen wir uns ein deftiges Burger-Abendessen im örtlichen Pub, was früher mal eine Kirche war.

 
 

Lake Tekapo

Der nächste Tag ist durch die 420 km lange Fahrt und ein paar Zwischenstopps geprägt. Zunächst halten wir in Arrowtown, einer kleinen Goldgräberstadt, die sich den Charme der Goldgräberzeit bewahrt hat. Am Karawau-River schauen wir den Bungy-Jumpern zu und am Lake Pukaki sind wir wieder einmal vom türkisblauen Wasser des Sees mit dem Mount Cook im Hintergrund fasziniert. Ein neues Visitor Center am einen Ende des Sees entpuppt sich als Verkaufsstation für Lachs, der hier in der Nähe gezüchtet wird. Wir kaufen ein Stück für unser Abendessen.




Im neu angelegten Holiday Camp am Lake Tekapo bekommen wir einen schönen Standplatz für unseren Sleepervan. Wir kochen uns in der Gemeinschaftsküche ein leckeres Lachsgericht, welches wir anschließend mit einem Gläschen Wein und einem fantastischen Blick über den See genießen. Beim Blick in den Sternenhimmel fragen wir uns, was uns wohl nach den SEENswürdigkeiten an unserem neuen "cultural wwoofing"-Platz erwarten wird.




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