Südinsel: Die Region um Karamea und Westport

Bei strahlendem Sonnenschein machen wir uns am Morgen des 4. Februar auf den Weg an die Westküste. Aufenthalte an der rauhen, wunderschönen Westküste der Südinsel sind immer mit einem Wetterrisiko verbunden, da es durch die starken Winde, die die Wolken an die Berge treiben, häufig regnen kann.

Karamea – Scotts Beach und Oparara Basin

Unser erstes Ziel heißt Karamea, das von der letzten größeren Stadt Westport, ganz im Norden der Westküste, noch 100 km weiter Richtung Norden liegt. Danach schließt sich nur noch der zweitgrößte Nationalpark Neuseelands, Kahurangi Nationalpark, an, der nur in einem 4 – 5-tägigen Fußmarsch zu durchqueren ist. Wir tanken in Westport und kaufen für drei Tage Lebensmittel ein. Gegen 16 Uhr machen wir uns auf den Weg. Womit wir nicht gerechnet haben, sind die zahlreichen Pässe mit engen Straßen, die aufgrund von abgerutschten Abschnitten zum Teil nur einspurig zu befahren sind. Und so dauert unsere kurvenreiche Fahrt tatsächlich fast zwei Stunden bis wir auf dem gefühlt kleinsten Campingplatz der Welt ankommen. Ganze 10 Stellplätze sind mit acht Campern und zwei Zelten belegt. Die Betreiber selbst wohnen in einem umgebauten Bus. WLAN und Netzverbindung, Fehlanzeige;-)

Der kleine Ort hat noch einen Tante-Emma-Laden, eine Tankstelle, zwei Motels mit Pubs und ein Café, aber eine ganz neue riesige Schule, die sogar über einen Pool, eine Schulküche, eine Bibliothek und vieles mehr verfügt. Danach würden sich bei uns manche Lehrer*innen und Schüler*innen sehnen.

Es ist zwar bewölkt, aber trocken und so beschließen wir am nächsten Tag eine Wanderung im Nationalpark zu machen. Dazu fahren wir mit dem Auto noch einmal 16 km weiter nördlich entlang der Küste. Ganz am Ende der Straße gibt es einen Parkplatz an einer Flussmündung. Von hier aus startet oder endet der Heaphy Track (einer der Great Walks in Neuseeland) und es geht nur noch zu Fuß weiter. Wir wollen rund eine Stunde bis zum Scotts Beach laufen und dann wieder zurück. Der Weg führt zunächst über eine Hängebrücke, durch einen Wald voller Nikau Palmen und dann durch den dichten Busch entlang der wilden Küste. Begleitet werden wir vom lauten Gesang der Zikaden und vom fröhlichen Trällern der Tuis.

Am wunderschönen und einsamen Scotts Beach angekommen, fängt es an zu regnen und die Sandflys plagen uns hier. Die sehr kleinen Fliegen kommen sofort, sobald man sich nicht mehr bewegt und beißen. Fängt man dann an zu kratzen, hat man eine Woche „Spaß“ an dem Biss. Also halten wir uns nicht lange auf und kehren direkt wieder um. Es sind nur wenige Wandersleute unterwegs, da der Heaphy Track auf halber Strecke gesperrt ist. Das dichte Buschwerk schützt uns gut vor dem immer kräftiger werdenden Regen, dennoch kommen wir ziemlich durchnässt am Auto an. 

Nach einer schönen heißen Dusche wollen wir am Abend in einem der beiden Pubs essen gehen. Da sich Schauer und trockene Abschnitte abwechseln, gehen wir die 10 Minuten zu Fuß. Es kommt natürlich genau währenddessen ein heftiger Sturmschauer auf uns nieder, sodass unsere Hosen feuchter sind, als der Fisch, den wir essen😆

Der nächste Morgen zeigt sich von einer etwas besseren Seite. Wir wagen es, nachdem wir die Erfahrung einer anderen Camperin eingeholt haben, mit unserem Campervan auf einer 14 km langen Schotterpiste tief in den Busch zum Oparara Basin am gleichnamigen Fluss zu fahren. Der Weg ist nicht nur holprig, er ist teilweise sehr steil und an einigen Stellen müssen wir heftige Schlaglöcher umfahren. Zum Glück kommen uns nur zwei Autos an eher breiteren Stellen entgegen. Nach einer Stunde(!) erreichen wir endlich den Parkplatz. Zwei Wanderrouten führen zu zwei verschiedenen riesigen Kalkhöhlen, durch die der Oparara River fließt. Wir nehmen zunächst die kürzere Strecke zum 37 Meter hohen Bogen des Limestone Arch, der zwar von den Ausmaßen her sehr imposant, aber ansonsten mäßig interessant ist. Ein Rundwanderweg von 6 km führt uns zu einer offenen Tropfsteinhöhle, die nur durch eine schmale, steile Treppe zu erreichen ist. Als wir mutig hinabsteigen, befinden wir uns allein in dem großartigen Naturgebilde und genießen die Eindrücke.




Die holprige und nicht ganz ungefährliche Fahrt hat sich gelohnt! Und unser Campervan, der so toll die Strecke bewältigt hat, wird mit mehreren Streicheleinheiten und einer Dusche von oben belohnt.

Denniston

Nach drei Tagen in der Abgeschiedenheit geht’s wieder zurück nach Westport. Auf dem Weg machen wir noch in der ehemaligen Kohlenmine-Stadt Denniston Halt. Auf einem Hochplateau wurde bis ins frühe 20. Jahrhundert Kohle in Minen abgebaut und über eine sehr steile Bahnstrecke in offenen Kohlewaggons ins Tal befördert. Bis zu 70 km/h erreichten die voll beladenen Waggons auf dem Weg zur Küste, während im Gegenzug die leeren Waggons hochgezogen wurden. Das Leben dort oben in einfachen Unterkünften und unter den harten Bedingungen der Westküste muss sehr hart gewesen sein. Gerade die Frauen waren dort sehr abgeschieden. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Kohlewagen auch häufig als Transportmittel genutzt wurden. Wir sind sehr beeindruckt von den Überresten und der Geschichte, die in fast künstlerischen Wandtafeln geschildert wird.


Westport – Carters Beach und Cape Foulwind

Die Kleinstadt Westport bietet nicht viel, und so steuern wir direkt den Holiday Park am schier endlos langen Carters Beach an. Zwei Nächte verbringen wir hier, um bei relativ sonnigem, aber kühlem Wetter den Strand zu genießen. Am Cape Foulwind mit seinem Leuchtturm, rund 20 km westlich von Westport, nutzen wir den Coast Track auf den Klippen, um zur Seehund-Kolonie in der Tauranga Bay zu kommen. An einer geschützten Stelle unterhalb der Klippen ziehen die Seehunde ihre Jungen groß. Es ist immer wieder schön zu beobachten, wie die Jungtiere in den flachen Basins das Schwimmen üben und miteinander herumtollen. Vor 20 Jahren besuchten wir das letzte Mal diesen Ort und sind uns sicher, dass es damals viel mehr Tiere waren. Vielleicht sind Anfang Februar die meisten Jungtiere schon flügge.



Da die West Coast Road im Süden nach einem schweren Unwetter gesperrt ist und das Wetter an der Ostküste deutlich besser ist, beschließen wir über die Berge zu fahren und unsere längsten Freunde in Neuseeland in der Nähe von Christchurch zu besuchen.

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