Der Arthur's Pass weckt Erinnerungen an ein großartiges Erlebnis

Wieder einmal bei strahlendem Sonnenschein verlassen wir Carters Beach. Zweifel kommen auf. Ob unsere Entscheidung wohl richtig ist, die Westküste zu verlassen, um zur tendenziell sonnenreicheren Ostküste zu fahren? Es gibt zwei Wege über die Alpen, um an die Ostkürste in der Höhe von Christchurch zu kommen (Arthur’s und Lewis Pass), wo wir unsere Freunde Chris und Dianne besuchen wollen. Vor 20 Jahren haben wir die Beiden bei einem B’n’B-Aufenthalt in Hokitika kennengelernt, wo sie damals wohnten. Wir freuen uns alle sehr, dass wir den Kontakt über so lange Zeit und so eine große Distanz aufrechterhalten haben.

Gefangen am Arthur's Pass

Zurück zur Strecke. Wir wählen den Arthur’s Pass, den wir zuletzt 2006 mit dem Zug und zurück mit einem Shuttle Bus überquert haben. Die Überquerung damals war mit einem tollen Erlebnis verbunden, das verdeutlicht, wie die Kiwis (Neuseeländer*innen) ticken. Die Zugfahrt von Greymouth nach Christchurch bei herrlichstem Wetter war ein Traum. Nach einer Übernachtung in Christchurch sind wir vom Shuttle Bus am Arthur’s Pass abgesetzt worden, um dort eine Wanderung zu machen. Ein anderer Shuttle sollte uns dort um 17 Uhr abholen, um uns nach Greymouth zurückzubringen. Am Arthur’s Pass regnete es jedoch wie aus Eimern. An eine Wanderung war gar nicht zu denken, denn die Wege waren geflutet und nach zwei Minuten draußen war man bereits pitschnass. So wechselten wir in den fünf Stunden, die wir dort verbrachten, zwischen den drei geöffneten Cafés, um uns jeweils wieder zu trocknen. Bereits einige Zeit vor 17 Uhr standen wir im Regen, um auf gar keinen Fall den Shuttle zu verpassen. Es war natürlich nicht viel los auf der Passstraße. Wir sahen einen Minibus kommen, der jedoch nicht anhielt. Später wurde uns klar, dass es unser Shuttle gewesen sein musste. Denn es kam kein Weiterer. Was nun? Wir versuchten es per Anhalter, doch die spärlichen Autos, die vorbeikamen und anhielten, fuhren nicht nach Greymouth oder hatten keine Lust triefendnasse Touristen mitzunehmen. 

Da wir mit Chris und Dianne am Abend verabredet waren, wollten wir unbedingt nach Greymouth und von da aus weiter nach Hokitika. Neuseeländische Simkarten für Handys gab es damals noch keine und in unserem Handgepäck hatten wir keine Kontaktdaten von den beiden mitgenommen. Wir entschieden uns schließlich in der damals einzigen Unterkunft am Arthur’s Pass, einem Backpacker Hostel, ein Zimmer zu nehmen. Das letzte freie Doppelzimmer wurde uns vor der Nase weggeschnappt und so blieb uns nur noch die Übernachtung im Mehrbettzimmer, welcher wir zähneknirschend zustimmten. Die freundliche Dame an der Rezeption fragte, warum wir denn am Arthur’s Pass gestrandet seien. Als wir unsere Geschichte erzählt hatten, sagte sie, sie habe zufällig ein Telefonbuch von Hokitika. Wir fanden die Telefonnummer von Chris und Dianne und riefen sie an. Als diese wiederum unsere Geschichte hörten, sagten sie nur „Wir kümmern uns darum, dass ihr am Arthur’s Pass abgeholt werdet.“ Die Dame an der Rezeption bat uns in die Gemeinschaftsküche und sagte, wir sollen uns erst einmal einen Tee machen, trocknen und aufwärmen. Sie und Dianne würden alles klären. 

Und so geschah es. Irgendwie machten sie den Shuttlefahrer ausfindig, der tatsächlich die fast 100 km von Greymouth aus auf den Pass gefahren kam, um uns schließlich um 20 Uhr abzuholen. Wir rechneten mit einem missmutigen Fahrer und wurden vom Gegenteil überrascht. Er war total freundlich und entschuldigte sich mehrmals. Der Veranstalter hatte ihm gesagt, dass er uns in Christchurch aufgabeln sollte. Als wir dort nicht waren, kam er nicht auf die Idee, dass wir vielleicht an einer anderen Stelle auf ihn warten würden. In einem Affenzahn fuhr er die steile, kurvenreiche und regenüberflutete Strecke nach Greymouth und zeigte uns dabei noch Fotos vom Winter am Arthur’s Pass. Wir hielten uns krampfhaft an den Griffen fest und hofften, dass wir diese Höllenfahrt überleben. Total erschöpft, aber überglücklich kamen wir schließlich um 23 Uhr bei Chris und Dianne an, die uns natürlich mit einem Abendessen und einem Wein empfingen😁

(Fotos von unserer diesjährigen Tour über den Pass)

An diese Geschichte erinnern wir uns auf der großartigen Strecke über den Arthurs’s Pass mit kurzem Zwischenstopp bei den Castle Hills und natürlich auch gemeinsam mit Chris und Dianne. Bei ungewöhnlich kühlen Temperaturen für den Sommer (17 Grad) und einem Wechsel zwischen Wolken und Sonne, verbringen wir zweieinhalb wunderbare Tage bei den beiden. 

Christchurch

Am Freitag (10. Februar) fahren wir mit dem Bus in die Innenstadt und sind wieder einmal erstaunt, wie sich Christchurch bei jedem Besuch verwandelt. Die Schäden des Erdbebens von 2011 sind nun fast gar nicht mehr zu sehen. Stattdessen sind tolle neue Gebäude entstanden, wie beispielsweise Riverside Market mit leckeren Imbiss- und Verkaufsständen. Die charakteristische Kathedrale im Zentrum der Stadt, die vollständig zerstört war, wird nun wieder aufgebaut. Im Vergleich zu unserem letzten Besuch vor vier Jahren hat sich einiges verändert, siehe "Folgen der Erdbeben in Christchurch und Kaikoura".



Obwohl es Dianne am folgenden Tag nicht besonders gutgeht, bestehen unsere Gastgeber darauf, mit uns einen Ausflug nach Lyttleton, der Hafenstadt von Christchurch, und Sumner, dem Ausflugsstrand der Bewohner*innen von Christchurch, zu machen. Es wird ein herrlicher Tag mit einem Besuch auf einem kleinen Farmer’s Market, einem Real Fruit Eis und einem gemeinsamen Abendessen im Thairestaurant zum Abschluss.

Am Sonntagvormittag verlassen wir unsere Freunde in der Gewissheit, dass wir uns vielleicht auf unserer Rückfahrt Richtung Nordinsel, bei einem Gegenbesuch in Köln oder spätestens bei unserer nächsten Reise nach Neuseeland wiedersehen.

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